Neuerscheinung: Gewalt ohne Grund. Von Marco Gerster
5. Dezember 2016
Über die narrative Bewältigung von Amokläufen
Weilerswist: Velbrück 2016
Zitation
Dieses Buch beschäftigt sich aus kultursoziologischer Perspektive mit der gesellschaftlichen Bewältigung von Amokläufen. Es thematisiert die sozialen Mechanismen und narrativen Muster, die aus der „grundlosen“ Gewalt Sinn und Bedeutung schöpfen. Die Studie folgt einem konstruktivistischen Paradigma: Ihr Ziel ist es nicht, einen Erklärungsversuch zu unternehmen, sondern die Debatte um Amokläufe selbst deutend zu verstehen, um aus den Ergebnissen Erkenntnisse in Bezug auf das Selbstverständnis der Gesellschaft zu gewinnen.
Amokläufe sind Beispiele für vermeintlich „grundlose“ Gewaltereignisse, die einen ernsten gesellschaftlichen Erklärungsnotstand hervorrufen. Die Beliebigkeit von Tätern und Opfern, das Fehlen von verständlichen Motiven sowie die Ausführung der Taten als rational geplante Exzesse werden in modernen Wissens- und Risikogesellschaften, in denen nichts ohne letzte Ursache bleiben darf, zur Anomalie. In den Debatten um Ursachen und Motive, Schuld und Verantwortung sowie Sicherheit und Prävention zeigt sich, wie gerade das vermeintlich „Sinnlose“ zur Sinnstiftung zwingt und das bedrohliche „Nichts“ eine Überfülle an Bedeutung produziert. (Verlag)
Der Soziologe Dr. Marco Gerster wurde 2016 an der Universität Konstanz promoviert, wo er zwischen 2010 und 2015 wissenschaftlicher Mitarbeiter und assoziiertes Mitglied am Graduiertenkolleg „Das Reale in der Kultur der Moderne“ war.
Der Exzellenzcluster hat das Erscheinen des vorliegenden Buches gefördert.
- Links:
- Webseite des Graduiertenkollegs: www.uni-konstanz.de/reales/